WAS UNSERE PARTEI KENNZEICHNET: Die politische Kontinuität von Marx zu Lenin bis zur Gründung der Kommunistischen Internationale und der Kommunistischen Partei Italiens (Livorno 1921); der Kampf der Kommunistischen Linken gegen die Degeneration der Kommunistischen Internationale, gegen die Theorie des “Sozialismus in einem Land” und die stalinistische Konterrevolution; die Ablehnung von Volksfronten und des bürgerlichen Widerstandes gegen den Faschismus; die schwierige Arbeit der Wiederherstellung der revolutionären Theorie und Organisation in Verbindung mit der Arbeiterklasse, gegen jede personenbezogene und parlamentarische Politik.


 

5. Die Bankenkrise im Herzen des Imperialismus

a) Die Krise des amerikanischen Bankensystems

In den 80er Jahren wies das amerikanische Bankensystem, abgesehen von einigen großen systemrelevanten Banken, eine große Fragmentierung (30.000 Institute) auf. Bis in die 70er Jahre galt eine starke Reglementierung der Aktivitätsfelder in Abhängigkeit der Bankentypen über die gemachten Zinsmargen und über die Grenzen der territorialen Expansion. Bereits Ende der 70er Jahre existierte keine rigide Unterscheidung zwischen den drei Bankentypen (Handelsbanken, Investitionsbanken und Sparkassen) bezüglich der Aktivität mehr und 1980 führte die Bankengesetzgebung die volle Liberalisierung ein. In der zweiten Hälfte der 80er begannen sich die negativen Auswirkungen in der Expansion des Kredits zu manifestieren. Die Handelsbanken erleiden einen Einbruch der Rentabilität, der vor allem mit den notwendig gewordenen Rückstellungen aufgrund der gewährten Darlehen an die Entwicklungsländer verbunden war, die zum großen Teil uneinbringlich geworden waren. Ab 1990 betrafen die Schwierigkeiten, aus den Krediten herauszukommen, nicht nur die Entwicklungsländer, sondern den Immobiliensektor und die Gesamtheit der Binnenökonomie. Die Investitionsbanken (nach Marx mächtige Faktoren der kapitalistischen Konzentration: vgl. das Kapital, drittes Buch, Kapitel XXXI), die auf den Handel mit Titeln spezialisiert waren, haben – nachdem sie Dank der großen Börsenentwicklung in den ersten Jahren der 80er ordentlich Gewinn eingefahren hatten – beträchtliche Gewinnrückgänge infolge des Aktieneinsturzes von 1987 erlitten und waren infolgedessen durch die Risiken der sogenannten Junk Bonds einem hohen Risiko ausgesetzt. Schließlich verzeichnete der Sektor der kleinen Sparkassen, die auf Spareinlagen und auf die Erbringung von Wohnungsbaukrediten für Familien spezialisiert sind (Institutionen von bescheidenen Dimensionen, die in ziemlich kleinen territorialen Gebieten agieren), beträchtliche Verluste und wurden zum Gegenstand von öffentlichen Rettungsmaßnahmen und Umstrukturierungen.

Anfang der 80er Jahre drängte die Politik der hohen Zinssätze der FED, mit der sie den abstürzenden Kurs des Dollars stützen wollte, die Sparer dazu, die Sparkassen zu verlassen, die im Vergleich zu konkurrierenden Instituten nur wenig lohnende Zinsen anbieten konnten. Die Liberalisierung der Zinsen erlaubte es Saving & Loans (den US-Sparkassen), sich den Bedingungen des Marktes durch höhere Zinsen anzupassen, und somit den Rückgang der Einlagen zu beschränken. Mit der Deregulierung, die es allen Instituten erlaubte, mit wenigen Restriktionen, sich in Aktivitäten zu stürzen, die vorher anderen Banktypen vorbehalten waren, ermöglichte man eine beträchtliche Expansion des Kredits, und schuf damit die Bedingungen für die Krise. Mit der Liberalisierung der Zinsen stiegen für die Banken die Unkosten für Einlagen enorm: die Vermögenswerte, die zu großen Teilen aus Immobilien- und Familienkrediten gebildet wurden, brachten feste, niedrigere Zinssätze ein gegenüber denen, die von den Sparern durch Einlagen erzielt wurden. Die Schwierigkeiten drängten die Sparkassen dazu, in den Kredit mit Firmen einzusteigen, ein Sektor, in welchem sie weder Kompetenz noch Erfahrung hatten – und schließlich in den Markt der Titel der Junk Bonds.

Es setzte sich die Praxis der Verbriefung durch (Ausgabe von Titeln, die sich aus darunterliegenden Aktivitäten ergeben, aus Immobiliendarlehen), die den Banken einen sofortigen Kapitalrückzug erlauben, auf Basis der Vertrauenswürdigkeit des Emittenten. Die Emissionen blähten den Markt der zirkulierenden Finanztitel auf, was es den Banken erlaubte, großzügig Darlehen zu gewähren, während sich gleichzeitig die Qualität des Kredits reduzierte.

Als dann in der zweiten Hälfte der 80er Jahre die Immobilienpreise zusammen mit den Erdölpreisen nachgaben, beginnt Saving & Loans gewaltige Verluste zu registrieren: ab 1987 werden gut 250 Institute liquidiert oder erleiden Fusionen. Es scheiterte auch die neugegründete Financial Corporation, die den Sektor hätte rekapitalisieren sollen.

Vierte Synthese:

Die Krise der amerikanischen Banken der 80er Jahre wurde ohnegleichen durch die Liberalisierung der Bankenaktivität und des Marktes der Zinssätze begünstigt. Aber solch eine Liberalisierung wurde aus der Notwendigkeit eingeführt, den Dollar zu verteidigen, der durch das dauerhafte Defizit der Zahlungsbilanz zur Verbilligung gedrängt wurde und um internationales Kapital anzuziehen, um das Defizit mit höheren Zinssätzen zu finanzieren. Sie entsteht in letzter Konsequenz aus der Schwierigkeit des produktiven US-Systems, die Konfrontation mit den wichtigsten Konkurrenten auszufechten (Deutschland und Japan), aus dem industriellen Abstieg eines Landes des überreifen Kapitalismus, Exporteur von Kapital und mit niedriger Profitrate. Die Liberalisierung war ein Instrument für die Rettung der kleinen Banken, die nur überleben konnten, indem sie expandierten, wie auch das gesamte kapitalistische System. Aber sie expandierten, um zu zerplatzen wie ein Frosch im Märchen. Die Entwicklungen, die die amerikanische Bankenkrise vorbereitet haben (Vergrößerung des Kredits und der Verschuldung, Verbriefung und die maßlose Schaffung von fiktivem Kapital), sind die selben, die die große Finanz-/Bankenkrise von 2007-2008 angestoßen haben, die seit langer Zeit ausgebrütet wurde.

b) die Krise der Nordischen Banken

Dieses Ereignis hat viele Ähnlichkeiten mit den amerikanischen Banken. Es ist aus einer Liberalisierung der Bankengesetzgebung hervorgegangen, die ein System von sehr rigiden Regeln über die Zinssätze, vermögensrechtliche Anforderungen und Fesseln für den Austausch mit anderen ausländischen Währungen demontierte. Der Prozess der Liberalisierung, der gegen Ende der 70er Jahre angefangen hatte, wurde 1990 zum Abschluss gebracht mit der Öffnung des Binnenmarktes für die ausländischen Banken. Die Präsenz eines freien Marktes des Kredits begünstigte dessen Expansion, was durch ein kontinuierliches Wachstum des Verhältnisses zwischen Darlehen und BIP ausgehend von 1985 bewiesen wird, das von 80% auf 130% in den 90ern angestiegen ist. Es verschuldeten sich die Familien und die Firmen, aber dieselben Banken waren gezwungen, sich durch den Geldmarkt zu finanzieren, um die erhöhte Nachfrage nach Kredit zu bedienen, die weit über die zulässigen Grenzen der Einlagen hinausging.

Die Verschuldung versprach eine bemerkenswerte Entwicklung des Immobilien- und Aktienmarktes (die typischen Sektoren, die aus diesen Situationen einen Vorteil erzielen). Die Erhöhung der Verschuldungsrate korrespondiert mit der Erhöhung der Risiken, die mit der Erbringung von Krediten verbunden sind, aber vorerst hatte die Erhöhung der Immobilienpreise die Nebenwirkung von neuen Verschuldungen, die den Konsum antrieben. Auch die Preise der Aktien stiegen an, in einer Atmosphäre von Euphorie, die typisch für eine Blase ist: ein Film, der das Drehbuch für die berühmte „Subprime Blase“ 15 Jahre später vorwegnimmt. Neben dem Konsum wachsen außerdem die Investitionen und die Verschuldung der Firmen.

Das Platzen der Blase wurde durch die Krise des europäischen Währungssystems 1989-1990 ausgelöst, die der deutschen Entscheidung folgte, die Zinssätze zu erhöhen, um die Wiedervereinigung zu finanzieren. Auch die schwedische Zentralbank erhöhte die Zinssätze, um erfolglos die Abwertung der Krone zu verhindern. Die Erhöhung der Zinssätze provozierte einen plötzlichen Rückgang des Kredits mit anschließendem Rückgang des Konsums, der Investitionen, der Immobilienpreise und Aktienkurse, während die Verschuldung das System der Firmen in Schwierigkeiten brachte, das von einer großen Anzahl von Pleiten getroffen wurde.

Das Bankensystem wurde auf seine Weise durch eine hohe Anzahl an Leiden heimgesucht. 1993 erreichten die Verluste aus den Bankendarlehen 11% des BIP. In der Zwischenzeit sind große Schwierigkeiten für einige große inländische Bankengruppen aufgetreten, die durch eine massive staatliche Intervention mit Verstaatlichungen gestopft wurden, die Schaffung von Bad Banks, die dazu bestimmt waren, die Leiden zu absorbieren, es gab grenzenlose öffentliche Garantien an die Einleger und an alle Gegenparts der schwedischen Banken. Die Interventionen wurden zu einer expansiven Währungspolitik vereinigt, die im Laufe von einigen Jahren die Bewältigung der Krise ohne besonders schwerwiegende Kosten für die Steuerzahler ermöglichte. Vor allem blieben die längerfristigen Folgen nicht aus: Weil Schweden gut 14 Jahre brauchte, um zum Beschäftigungsniveau von 1987 zurückzukehren. Zur leichten Lösung der Krise des schwedischen Bankensystems, trugen deren begrenzte Ausmaße bei, die eine wirkungsvolle öffentliche Intervention erlaubten, so ihre geringe Internationalisierung (90% des Kreditmarktes waren in den Händen der inländischen Banken) und das Fehlen von Verbriefungen und Derivaten.

c) Die Krise der japanischen Banken

Der Prozess der Internationalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte hat die traditionelle Ordnung der größten japanischen Banken (die city banks) tiefgreifend belastet, die auf die organische Verbindung mit den Großunternehmen basiert (Keiretsu: industriell-finanzielles Agglomerat). Der japanische Kapitalismus hat dem ausländischen Druck, vor allem dem amerikanischen, einen Prozess der Liberalisierung im Bankensystem einzuleiten, das stark reguliert und gegenüber der ausländischen Konkurrenz geschlossen war, einen starken Widerstand entgegengesetzt. Die Liberalisierung der Kreditmärkte und der Zinssätze, eingeführt 1984, führte zu einer Erhöhung der Kosten der Einlagen, während die Großunternehmen anfingen, die Finanzierungsquellen zu diversifizieren mit einem größeren Rückgriff auf die Kapitalmärkte (Börse). Das drängte die Banken dazu, sich auf die Kredite im Immobiliensektor, auf die kleinen und mittleren Unternehmen und auf die Familien zu orientieren.

Gleichzeitig führten die japanischen Behörden in der Periode von 1986-89 eine expansive Steuer- und Währungspolitik ein (Anpassung des Leitzinses auf das historische Minimum von 2,5%, jährlich um 10-12% wachsendes Angebot der Geldmenge, doppelt so viel wie das Wachstum des Realeinkommens), um zu versuchen den rezessiven Effekten der Stärkung des Yen gegenüber dem Dollar infolge des Plaza-Abkommens (1985) entgegenzuwirken. Die hohe Liquidität und das gleichfalls hohe Kreditangebot auf einem Markt mit konkurrenzfähigen Zinssätzen schuf eine Spekulationswelle, die auf den Immobiliensektor und die Börse konzentriert war und auch ein Anschwellen der Preise in der Fertigung und der Landwirtschaft, Bereiche die von den Unternehmen häufig gegenüber den Kreditbanken als Garantien gegeben wurden. Es schwoll auch der Aktienmarkt an, zwischen 1986 und 1989 blähte sich der Nikkei-Index von 12.000 auf 39.000 Punkte auf. Die expansive Politik wurde durch die Absicht gestärkt, den Folgen des Einbruchs der Wall Street 1987 entgegenzuwirken, bis 1989 die Regierung mit restriktiven Maßnahmen intervenierte, im Versuch den künstlichen Preisboom abzubremsen. Die Preise begannen tatsächlich zu sinken, zunächst in den Aktienwerten. Im Verlauf von 1990 brach der Nikkei unter 20.000 Punkte ein (2003 hatte er nur noch das Minimum von knapp über 8.000 Punkten). Dann gab es eine Wende bei den Immobilienpreisen und schließlich zog die Deflationsspirale die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft. Der Einbruch der Immobilien- und Finanzwerte erreichte das 2,5fache des BIP.

Außer dem Einbruch der Investitionen, der Beschäftigung und des Konsums war das kennzeichnende Element der japanischen Krise der Fall der Preise. Während die Inflation in den anderen Industrieländern noch um die 2% betrug, war diese im Land der aufgehenden Sonne bei 0% oder ab 1994 im negativen Bereich. Als Antwort auf die Deflation wurde der Zinssatz ab 1996 kurzfristig auf null gesenkt. Von dem Zeitpunkt an setzten die japanischen Behörden eine konstante steuerliche Expansion in Kraft, die 1998 das Verhältnis Defizit/BIP von 4% auf quasi 9% anstiegen lies. In den folgenden Jahren hielt sich das Defizit oberhalb von 5%, während das BIP geringfügig wuchs, so dass das Verhältnis von Schulden/BIP auf 140% hochkletterte.

Die Banken, die sich damit herumschlagen mussten, dass sich ein Berg von uneinbringbaren Krediten angehäuft hatte (2002 waren das offiziell 9% der erbrachten Kredite, aber nach anderen Studien 40%), kappten die Finanzierungen der kleinen/mittleren Unternehmen und schufen damit eine Welle von Pleiten. Die Erhöhung der Arbeitslosigkeit und die hohe allgemeine Verschuldungsrate provozierte einen Abfall des Konsums und drückte die Ökonomie in eine tiefe Rezession, die in eine bis heute andauernde Stagnation mündete, mit Zeitabschnitten von geringem Aufschwung. Trotz der unvermeidlichen massiven öffentlichen Interventionen zur Rettung, Unterstützung und Umstrukturierung des Bankensystems wuchsen die Bankenkredite an die Unternehmen nur im Jahr 2005.

Die Regierung intervenierte mit Rekapitalisierungen von über 10.000 Milliarden Yen, der Schließung von insolventen Banken (175 zwischen 1991 und 2001), Verstaatlichungen von ein paar großen Instituten (Nippon Credit Bank und Long Term Credit Bank im Jahr 1998), der Schaffung einer staatlichen ad-hoc-Gesellschaft, um die verschiedenen Aspekte der Krise zu verwalten. Von den monströsen Interventionen der letzten Jahre war dies die massivste öffentliche Intervention der Nachkriegszeit gegen die Gefahr, dass das Land in eine tiefgreifende und abrupte Krise mit einer unmittelbaren und umfassenden Zerstörung von Werten abstürzen könnte. Die Interventionen haben es geschafft, den Zusammenbruch zu verhindern, aber zum Preis einer langandauernden Stagnation.

Formell endet die japanische Krise Mitte 2002, aber in der Realität wurde sie nie gelöst: der Nikkei, der 2007 die Marke von 18.000 überwunden hatte, befand sich Mitte Dezember 2008 bei ca. 8.700 Punkten, nicht weit vom Minimum von 2003 entfernt. Ab April 2008 ist das Land erneut in die Rezession geraten, als Folge der weltweiten Krise.

1989 hatte der Gouverneur Mieno eine Verschärfung der Finanzpolitik angekündigt, indem er explizit erklärte, die Blase platzen lassen zu wollen. Fünf Jahre später drehten die japanischen Behörden ihren Kurs um, im Versuch, die Krisenspirale zu blockieren. Wahrscheinlich war es die japanische Erfahrung, die es Greenspan nahelegte, die Wirtschaft mit einer weiteren Expansion anzukurbeln, als er mit der Blase der New Economy kämpfte. Tatsächlich glaubte man bis 1996, dass die Stagnation der Ökonomie und die Schwierigkeiten des japanischen Bankensektors ein vorübergehendes Phänomen sei, das dazu bestimmt war, mit dem unvermeidlichen ökonomischen Aufschwung zu verschwinden. Deswegen waren die Interventionen zur Umstrukturierung des Bankensystems bis zu diesem Moment ziemlich begrenzt. Es war die asiatische Krise von 1997, welche die Perspektive einer Wiederbelebung der japanischen Wirtschaft in die Ferne rücken ließ.

Fünfte Synthese:

In der Epoche der Liberalisierung wiesen die Dynamiken der Bankenkrise in den Zentren des Imperialismus gleichartige Charakteristiken auf: die Expansion des Kredits stimulierte die Entwicklung des Immobilien- und Börsensektors und wurde zu einem Schlepptau des Preisanstieges und eines generellen Wachstums der Ökonomie. Die Unternehmen profitierten indirekt von dieser Expansion, aber wurden auf ihre Weise zu einer wachsenden Verschuldung getrieben. Es handelt sich immer um internationale Krisen: in den Vereinigten Staaten entsteht die Krise aus einer restriktiven Politik, die darauf gerichtet ist, den Dollar aufzuwerten; in Japan ist der Startpunkt der expansiven Politik in der Notwendigkeit begründet, die Aufwertung des Yen im Verhältnis zum Dollar einzudämmen; die Krise der nordischen Banken erfolgte aus der Krise des europäischen Währungssystems und der Erhöhung der deutschen Zinssätze. Die japanische Krise nimmt in der Ausrichtung, den Entwicklungen und den Gegenmaßnahmen das vorweg, womit sich heute der Kapitalismus herumschlägt: der Explosion der Krise ist eine lange Stagnation gefolgt, Ergebnis einer ultra-expansiven Währungspolitik, die am Ende angelangt zu sein scheint, ohne Stabilität in die Bankensysteme oder einen effektiven Aufschwung der Akkumulation zurückgebracht zu haben.

6. Die Bankenkrise in der Peripherie des Imperialismus

a) Die asiatische Bankenkrise

Die Krise fing 1997 mit der Entwertung des Bath und dem Zusammenbruch der thailändischen Börse an; dann sprang sie auf ganz Ostasien über (Malaysia, Indonesien, Korea), mit Ausnahme von China und Indien. Im folgenden Jahr breitete sie sich auf die Länder des ex-russischen Imperiums und auf Lateinamerika aus. Einige Ökonomen bezeichneten die Krise als schwerwiegendste Weltkrise seit 1929. Die industrielle Entwicklung der „Asiatischen Tiger“ hatte in den 80er Jahren mit der Eröffnung von großen, hauptsächlich japanischen Verarbeitungsunternehmen begonnen. Als Folge der großen Verfügbarkeit von Kapital, niedrigen Zinssätzen und einem Klima, das durch den Fall des russischen Blockes entstanden war, begann ab den 90ern eine neue Phase des ausländischen Kapitalzuflusses in die Entwicklungsländer, nach Lateinamerika und mehr noch, nach der mexikanischen Krise von 1994, in Richtung Ostasien.

Die Darlehen, die in der Mehrheit von den europäischen und japanischen Banken kamen, provozierten eine bemerkenswerte Expansion des Kredits, der von den lokalen Instituten erbracht wurde, was sich in einer Erhöhung der Investitionen, der Löhne und des Konsums ausdrückte. Die lokalen Währungen waren noch an den Dollar gebunden, um die Flüchtigkeit des Währungstausches zu reduzieren und die ausländischen Investitionen zu fördern – zumal die Kosten für die Zinsen der Finanzierungen in Dollar niedrig waren und der konstante Preisverfall des Dollars gegenüber dem Yen begünstigte den Export nach Japan, der Hauptabsatzmarkt dieser Länder. Das „Entwicklungsmodell“ basierte auf dem Export und auf einem starken durchgängigen Leistungsbilanzdefizit, das durch den Zufluss von ausländischem Kapital finanziert wurde.

Diese Tendenz wurde jedoch durch die Schwierigkeiten bedroht, in welche das japanische Bankensystem mit dem Zusammenfallen der Blase Anfang der 90er Jahre geriet. Südostasien litt deshalb an einem Rückgang der lebensnotwendigen Finanzierungsflüsse und an der Einschränkung des wichtigsten Exportziels. Hinzu kam 1995 die US-Entscheidung den Dollar aufzuwerten, um zugunsten der japanischen Wirtschaft zu intervenieren. Die Aufwertung führte zu einer Erhöhung der Zinssätze durch die Zentralbanken, um die Parität und die folgende Kapitalverschiebung vom Aktienmarkt zu den rentableren öffentlichen Schuldentiteln zu unterhalten. Im vergeblichen Versuch, der internationalen Spekulation entgegenzuwirken und den Zusammenbruch der nationalen Währungen zu vermeiden, verbrauchten die Zentralbanken einen Großteil der ausländischen Währungsreserven und am Ende war die Abwertung unvermeidbar. Die Rückzahlung der in Dollar und Yen geleisteten Schulden wurde immer belastender. Die Erhöhung des Zinssatzes, um der Kapitalflucht entgegenzuwirken, entfesselte eine Rezessionsspirale.

Die asiatische Krise hatte Auswirkungen auf die weltweiten Börsen, die überall einen Rückgang verzeichneten, am gravierendsten in Lateinamerika (zwischen 15 und 25% Absenkung). Die Spirale des Preisverfalls der Rohstoffe ließ die Krise auf Russland herabstürzen, das die Intervention des IWF forderte, aber die Abwertung des Rubels und die Forderung nach einem Moratorium für die ausländischen Schulden konnte nicht vermieden werden. Auch verschiedene asiatische Länder, die von der Krise betroffen waren (außer Singapur und China) forderten eine Intervention des IWF und der Weltbank, und bekamen diese Unterstützung unter der Bedingung von schwerwiegenden „Strukturreformen“ (Erhöhung der Steuern, Einschnitte der öffentlichen Ausgaben, um das Defizit einzudämmen, Erhöhung der Zinssätze), die Ressourcen für Investitionen und Konsum entzogen, um sie zur Rückzahlung der Schulden zu verwenden. Die Last der Krise wurde auf die Bevölkerungen und auf das junge Proletariat dieser Länder abgewälzt, die in diesen Jahren zu Protagonisten von zahlreichen „Brotaufständen“ wurden. Das Rezept der Heilung umfasste die Liberalisierung des Binnenmarktes und die Öffnung für ausländisches Kapital – hauptsächlich aus den USA – das nicht zögerte, die unterbewerteten, krisenhaften Unternehmen zu plündern und sie dann wieder zu verkaufen, umstrukturiert, mit üppigen Profiten.

b) Die Finanzkrise in Lateinamerika

Ein vergleichbarer Diskurs gilt für Lateinamerika. Hier war der Weg war stark vom Prozess der Liberalisierung der Märkte seit Anfang der 80er beeinflusst. Die mexikanische Krise von 1982 wurde durch die Politik der hohen amerikanischen Zinssätze provoziert, die Finanzflüsse anziehen und den Dollar stärken sollte. Im Folgenden ein kurzer Exkurs der folgenden Krisen auf dem Subkontinent:

- 1994 gab es einen Einbruch des mexikanischen Peso gegenüber dem Dollar. Das Land verzeichnete ein großes Defizit der Leistungsbilanz, das durch den Zufluss von ausländischem Kapital kompensiert wurde. Die Währung war an die Parität mit dem Dollar gebunden und überbewertet. Die entfesselnden Faktoren wurden multipliziert (die gleichzeitige japanische Krise, eine innere politische Instabilität). Grundsätzlich schlug sich die Währungsstabilität als Bedingung, ausländisches Kapital anzuziehen, negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Produkte nieder, förderte das Defizit der Leistungs- und Zahlungsbilanz und schuf einen langfristig untragbaren Druck auf die Parität mit dem Dollar. Um die notwendigen Währungsreserven anzuhäufen, damit die Parität gewährleistet werden kann, griff man auf eine umfassende Privatisierungspolitik zurück, die auf einer vereinten Intervention von inländischem und internationalem Kapital beruhte. Die Erhöhung der Zinssätze zog Kapital an aber drückte die inländischen Investitionen und erhöhte den Druck auf die Löhne, um die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwaren zur erhöhen. Dabei konnte eine bestimmte Grenze nicht überwunden werden. Am Ende war der Einsatz der Währungsreserven, um die Parität zu gewährleisten, nicht ausreichend, um den Bruch mit der Dollarbindung zu verhindern, die Abwertung, die Kapitalflucht, die Inanspruchnahme des IWF. Die mexikanische Krise hatte auch Folgen auf die Kreditkosten von Argentinien.

- 2001 stürzte Argentinien in die Krise. In Gegenwart einer langen Rezession und eines wachsenden öffentlichen Defizits fing das Kapital an, das Land zu verlassen. Um den Ansturm an den Wechselstuben, um Pesos in Dollar umzutauschen, zu stoppen, beschloss die Regierung das Einfrieren der laufenden Konten für ein Jahr. Es wurde die Insolvenz der öffentlichen Verschuldung erklärt. Die ausländischen Investoren verließen das Land, aber auch das Kapital der großen lokalen Bourgeoisie, die eng in die internationale Bourgeoisie integriert war, fand in den US-Banken einen sicheren Unterschlupf. Folgen: schwere ökonomische und soziale Krise (Pleiten, 25% Arbeitslosigkeit), Umstrukturierung der öffentlichen argentinischen Verschuldung, Auswirkungen auf das uruguayische Bankensystem, das einen starken Rückgang der Einlagen der Nicht-Einwohner erlitt (2002 um 38%). Auch Uruguay ist gezwungen, abzuwerten und die öffentliche Verschuldung umzustrukturieren. Die Krise, die über Lateinamerika hereingebrochen ist, hat ihr Pendant im gleichzeitigen Platzen der Blase der New Economy im Herzen des Imperialismus.

Sechste Synthese:

Im Verlauf der 90er Jahre erfassten die Folgen der Expansion des Kredits die Entwicklungsländer. Die Länder, die von ausländischen Finanzierungen abhängig waren, stürzten in eine tiefgreifende Krise in dem Moment, als die Kapitalflüsse aus internen oder externen Gründen die Richtung änderten. Die Freiheit der Kapitalbewegung transformierte sich von einem „Entwicklungsfaktor“ zu einem Krisenfaktor und schließlich zu einem Instrument der Erbeutung nationaler Ressourcen, die durch die Krise entwertet wurden. Auf die peripheren Länder entlud sich ein Teil der Widersprüche der Zentren des weltweiten Imperialismus durch

a) den Vorteil der Unterschiede der Produktivität (die Waren der fortgeschrittenen Länder werden über ihrem Wert verkauft);

b) den Fluss des durch die peripheren Bourgeoisien akkumulierten Kapitals in die imperialistischen Zentren;

c) die Bezahlung der Zinsen auf die Darlehen (Finanzrendite);

d) das Erbeuten der produktiven Ressourcen der peripheren Länder durch die Privatisierungen.

Grundsätzlich hängt der Unterschied zwischen den kapitalistisch entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern von der Produktivität der Arbeit, der organischen Zusammensetzung und der Konzentration der Produktivkräfte ab. Die Waffen der Entwicklungsländer im Wettbewerb sind die Abwertung und die Niedriglöhne, aber die Abwertung hemmt die ausländischen Investitionen, weil sie ein Wechselkursrisiko mit sich bringt. Daher kommt das Phänomen der ausgiebigen Dollarisierung von Amerika nach Asien. Auf seine Weise bringt die Dollarisierung eine Erhöhung der Zinssätze mit sich, somit Schwierigkeiten für den Export und einen weiteren Druck auf die Löhne. Die Entwicklungsländer verzichten auf den Rückgriff der Entwertung als Instrument für den Wettbewerb und binden ihre Währung an den Dollar: hohe Zinssätze und Währungsstabilität begünstigen den Zufluss von ausländischem Kapital, das durch höhere Renditen im Vergleich zu den geringen Zinssätzen (die die Widerspiegelung einer niedrigen Profitrate sind) in den entwickelten Kapitalismen angelockt wird.

Die Finanzierung des Defizits der Leistungsbilanz mit ausländischem Kapital ist einerseits durch die Ausweitung dieses Defizits selber begrenzt und andererseits durch die Expansion der Schulden (öffentlich und privat). Jegliche Störung von innen oder außen bricht das zerbrechliche Gleichgewicht und lässt die Krise hereinbrechen. Die Schwierigkeiten entluden sich schließlich in der öffentlichen Verschuldung, die unhaltbar geworden war. In den zehn Jahren zwischen 1996 und 2005 gab es so viele Fälle von Zahlungsausfällen oder Umstrukturierungen der Schulden, wie in den ersten 30 Jahren der Nachkriegszeit.

7. Die Blase der „New Economy“

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre wuchsen die Titel der NASDAQ, die an die New Economy der Informatik und der damit verbundenen Technologien gebunden waren, um 577% (DOT-COM-Blase), während der Index Standard & Poor 500 um 237% stieg. Der gleichzeitige Abfall der Profitraten der Unternehmen von der Spitzenrate von 13% 1997 auf 8,3% im Jahr 2000 verdeutlicht die Kluft zwischen dem Voranschreiten der Akkumulation und den Börsenwerten, die effektiv in diesem Jahr um 13% einbrachen (S&P) bzw. 42% (NASDAQ). Nach dem folgenden Absturz der Produktion, der Beschäftigung und der Konsumpreise intervenierte die FED, indem sie den Zinssatz für die FED Funds (der Zinssatz unter den Banken) von 6,5% im Januar auf 3,9% im August senkt. 2001, nach dem Angriff auf die Zwillingstürme in New York ging er auf 1,75% runter.

Dennoch blieb die ökonomische Lage auch in den folgenden Jahren mit dem weiteren Rückgang der Profitrate und der Aktienkurse, die den Index NASDAQ auf ¼ des vorherigen Höhepunktes und den von S&P auf die Hälfte brachte, ernst. Auch wenn die Rezession als überwunden galt, fuhr die Politik der FED damit fort, in unüblicher Weise expansiv zu sein, indem sie die Zinssätze bis Ende 2004 auf 1% hielt.

Der reale Zinssatz der FED Funds, abzüglich der Inflation, blieb bis 2005 negativ, derart, dass die Banken sich bis zu einem gewissen Wert Geld von den anderen Banken ausleihen konnten (von den Zentralbanken), um dieses inflationsbereinigt zu einem geringeren Wert zurückzugeben. Eine vergleichbare und zeitlich ausgedehnte Situation hat es nur nach der Krise von 1974-75 gegeben. Von 2002 bis 2005 haben die niedrigen Zinssätze einen starken Anreiz zur Verschuldung gegeben, die Börsenwerte verbesserten sich und stiegen wieder an und die Immobilienblase blähte sich auf.

Sowohl die neue Blase als auch die der New Economy basierten auf einem außergewöhnlichen Verschuldungsniveau: wer Dot-Com-Aktien und Immobilien erwarb, finanzierte 94-96% des Warenwerts auf Kredit (von 1952 bis 1999 übertraf die durchschnittliche Verschuldung keine 44% der Renditen). Diese Unsitte geht bis 2005 weiter, die Preise der Häuser beginnen einzubrechen, um dann zwischen 2006 und 2009 auf 1/3 abzustürzen und rissen das Bankensystem mit sich, das auf der Welle der Immobilienblase grenzenlose Kredite gewährt und eine enorme Menge von Papieren ausgegeben hat. Der Zusammenbruch der Immobilienpreise war der Zündfunke zunächst für die Finanzkrise und dann für das Abfallen der Produktion, der Beschäftigung und des Konsums, was von den USA aus rapide die gesamte kapitalistische Welt infizierte.

Wir schauen uns jetzt einige Aspekte an, die das Verhältnis zwischen den beiden Blasen betreffen und die Bedeutung, die sie im Verlauf der Liberalisierung des Finanzwesens eingenommen haben:

- vor allem die beiden folgenden spekulativen Phasen waren eng an die Expansion des Kredits gebunden, an die Stärkung, die der Kredit in der Entwicklung von bestimmten Aktivitätsfeldern eingenommen hatte, die schließlich die gesamte Ökonomie mit sich gerissen hat;

- Die Neuheit besteht in der Politik der FED, die sofort eine neue ultra-expansive Phase eröffnete, um zu verhindern, dass der Fall der Aktienpreise der New Economy eine Deflationsspirale wie die japanische in den 90er Jahren in Gang setzt, das sogenannte „verlorene Jahrzehnt“. Das „verlorene Jahrzehnt“ hat sich jetzt in ein Vierteljahrhundert der Stagnation der fallenden Preise verlängert, langsames Wachstum, die Erhöhung der Arbeitslosigkeit, Schwierigkeiten für das Bankensystem und die Unternehmen. Die Antwort, die aus der Kommandokabine der Währungsmacht kommt, war nicht die Wahl zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten, sondern die einzig mögliche, um das Kapital vor der Krise der Stagnation zu retten. Das bereits vorhersehbare Resultat war die Schaffung einer weiteren Blase, die unvermeidlich zum Platzen verurteilt war, und den Zündfunken zur tiefgreifendsten Krise seit der Großen Depression gab;

- Die Krise von 2007 in den USA stellte die Endstation einer langen Periode des Drangs zur Überproduktion dar, die durch den Kredit angetrieben wurde, der, auch wenn er es dem Kapital erlaubt hat, nicht bis in die 80er Jahre in einer langen Stagnation steckenzubleiben, das Fallen der Wachstumsraten der Produktion und den damit einhergehenden Fall der Profitrate nicht verhindern konnte, der die Grundlage von jeder Krise des kapitalistischen Regimes ist: wenn die Profite nicht proportional zur Erhöhung der Produktion wachsen, fällt der Mechanismus der Akkumulation ab und es wird keine grenzenlose Kapitalverfügbarkeit durch Kredite geben, um die Ökonomie wiederzubeleben;

- Seit damals ist die Antwort des Kapitals dieselbe geblieben, weiter verstärkt im Verhältnis zu den andauernden Schwierigkeiten der Akkumulation: Unterstützung mit enormen Liquiditätsflüssen, mit Papierwährung, das Bankensystem mit mehr oder weniger einlösbaren und unnützen Krediten in beinahe unkalkulierbarer Menge von Titeln zu überschwemmen, die durch die systematische Praxis der Verbriefung generiert werden.

8. Einige (vorübergehende) Schlussfolgerungen

Der Prozess der Liberalisierung des Finanzwesens, der in den 70ern initiiert wurde, kommt mit der Krise von 2007-2008 an sein Ende. Die Freiheit der Kapitalbewegungen hat für die gesamte Periode ein Aufeinanderfolgen von Finanz- und Bankenkrisen erzeugt, sowohl in den fortgeschrittenen Ländern als auch in den „aufsteigenden Märkten”, Krisen, die immer häufiger entstehen, indem sie sich wechselseitig schüren und überlagern. Jede Krise wurde durch eine expansive Währungspolitik angebahnt (Reduzierung der Zinssätze) oder durch die Auslandsverschuldung, die durch die fortschreitende Liberalisierung der Finanzmärkte und des Kredits ermöglicht wurde, und auf ihre Weise die Schaffung von fiktiven Werten gesteigert hat.

Auch wenn die Antwort des Kapitals auf die Krise der 70er Jahre die Expansion des Kredits (Schulden) gewesen ist, ist daraus keine produktive Expansion erwachsen, die in der Lage wäre, die Akkumulation unabhängig mit adäquaten Profitraten am Laufen zu halten, weder in den aufkommenden Märkten, noch weniger in den entwickelten.

An jedem Ende einer Periode von fetten Jahren, die durch ausländische Kapitalflüsse eingeleitet wurde, haben sich die Schwellenländer dem Joch der Sanierung unterwerfen müssen, das vom IWF gegenüber den insolventen Schuldnern durchgesetzt wurde, und mussten der Erbeutung von nationalen Ressourcen seitens der fortgeschrittenen Kapitalismen nachgeben. China war hier eine Ausnahme, seine Regierung hat es verstanden, die ausländischen Investitionsflüsse zu kontrollieren und zu reglementieren, ohne sich von einer Schuldenspirale zerdrücken zu lassen, die durch das Defizit der Zahlungsbilanz entfesselt wird. Aber gerade China wird unvermeidlich in die Richtung der Inlandsverschuldung gedrückt, um eine wahnsinnige Entwicklung hin zur Überproduktion zu finanzieren. Die Zeichen einer chinesischen Bankenkrise, die Anfang 2016 aufgetaucht sind, sind somit dazu verdammt, in der nächsten Zukunft erneut aufzutauchen.

Die entwickelten kapitalistischen Länder von den USA zu Japan und Europa haben Phasen der Euphorie gekannt, die durch den Kredit befeuert wurden, die allgemein auf die Verzerrung des Immobiliensektors zentriert waren, ein ziemlich wenig „innovativer” Sektor, der in seinem Wachstum den Rest der Ökonomie mit sich gezogen hat, die Börsenindizes und die Preise. Die einzige Ausnahme war die Blase der New Economy, die Ende der 90er Jahre als führender Sektor einer neuen Wachstumsperiode erschienen ist. Auf jeden Fall ist sie keine Periode von Euphorie gewesen, die in der Lage gewesen wäre, die Produktion in stabiler Art und Weise wieder anzustoßen, die abfallenden Wachstumsraten haben sich für die gesamte lange Periode bestätigt.

Westeuropa hatte eine Kreditblase Anfang der Jahrtausendwende mit dem Epizentrum bei den deutschen Banken, die freigiebig mit Darlehen an die peripheren Länder der Eurozone waren. Die Beziehungen, wie sie zwischen den fortgeschrittenen und den Schwellenländern existieren, wurden deshalb auf europäischer Ebene reproduziert, mit Schuldensituationen, deren Sanierung mit noch härteren Maßnahmen als die des IWF durchgesetzt wurden (welcher in vielen Fällen gegenüber dem deutschen Höllenhund wie ein Veilchen erscheint).

Während die Schwellenländer abwerten und sich somit wieder ins Gleichgewicht bringen konnten (und mussten), auch wenn dies schmerzhaft für den Warenaustausch mit dem Ausland war, ist diese Möglichkeit der europäischen Peripherie verbaut, da diese einem Regime von festem Austausch unterstellt und der monetären Souveränität beraubt sind.

In dieser Situation ist die einzige Antwort des Kapitals auf den Exzess der Verschuldung, die die bereits geringe Möglichkeit eines Aufschwungs der Ökonomie einengt, den Kredit wieder in die Lage zu versetzen, eine erneute Verschuldung auf höherer Stufe zu produzieren. Es ist mit der Explosion der Blase der New Economy geschehen und es hat sich in beispiellosen Dimensionen mit dem Quantitative Easing nach der großen Krise wiederholt. Die Ökonomie der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder ist bereits komplett von den Entscheidungen der Regierungen und Zentralbanken abhängig, ihre Manöver müssen immer expansiver werden, weil jeder eventuelle Anstieg der Zinssätze explosive Folgen für die Banken-Finanzsysteme und die komplette Ökonomie produzieren könnte. Die Märkte reagieren bereits mit Terror auf die Signale, die aus der Produktion, Beschäftigung und den Preisbewegungen kommen. Wenn sie positiv sind, könnten sie die Zentralbanken dazu drängen, die expansive Politik graduell zu verlassen und mit der Erhöhung der Zinssätze den Zusammenbruch der Finanzwerte provozieren.

Wir rekapitulieren. Für uns Kommunist_innen geht es auch darum, das Feld von Predigten gegen die Globalisierung, die Freiheit der Aktionen der Banken und deren Übermacht aufzuräumen, die das komplette weltweite Zusammenkrachen auf das Ergebnis einer an höchster Stelle organisierten Politik reduzieren – oder schlimmer, auf einen Komplott. Eine Vorstellung dieser Art bedeutet gleichzeitig, dass ein guter Kapitalismus möglich wäre, mit den angemessenen Beschränkungen, die durch den gesunden Menschenverstand, das gesunde demokratische Gefühl und warum nicht durch die Ehrlichkeit von denen, die die Machtverantwortung haben, bestimmt werden. All das ist stattdessen das notwendige Produkt der kapitalistischen Entwicklung und die Illusion, ihn in tolerierbare Bahnen zu halten (mit nationalen Beschränkungen oder in der Verteilung des Reichtums) ist eine Vorstellung, die gleichermaßen demokratisch wie faschistisch ist. Der Strudel der weltweiten Ausdehnung entsteht aus einer Verkettung von Ursachen und Folgen, ausgehend vom Einbruch der Profite der Unternehmen in den USA Ende der 60er Jahre; das was danach geschieht, war nichts als eine notwendige Konsequenz:

- das Defizit der Zahlungsbilanz der USA und die Verschuldung des Dollars;

- die Erklärung der Inkonvertiblität Dollar-Gold mit dem Übergang zum System der flexiblen Wechselkurse;

- die Privatisierung der internationalen Kapitalflüsse und ihre Liberalisierung

- die Deregulierung der Bankenaktivität und die Tendenz zum Anwachsen der inländischen und internationalen Verschuldung

- die Krise der Bankensysteme infolge der Schuldenexpansion, die über die Möglichkeiten der Expansion des Konsums und der Investitionen hinausging

Diesen Weg hat das Kapital nicht aus freien Stücken eingeschlagen, sondern es wurde dazu durch die eigenen Widersprüche gedrängt und getrieben. So sehr seine Priester dies als einen Siegesmarsch der Freiheit und des Fortschritts ausgemalt haben, haben sie sich als eine Spezies in einem Minenfeld erwiesen, von dem sie das Ende nicht erblicken können, ebensowenig ein Ziel.

Auf der Gesellschaft und auf den Staaten lastet ein Schuldenberg, der seinen Kern in der enormen Menge an Darlehen hat, die von den Bankensystemen und den enormen Massen an fiktiven Werten abhängen, die diese in den folgenden Expansionsphasen geschaffen haben, um dafür zu sorgen, dass der Kredit von neuem versorgt und unterhalten wird. In der Bankenkrise manifestiert sich ein Teufelskreis, in den der ultra-dekadente Kapitalismus unserer Zeit gefallen ist: jeder Aufschwung hängt von einer weiteren Expansion der Schulden ab, aber die Expansion wird durch die Notwendigkeit blockiert, auch die Rendite zu unterhalten, die von den fortlaufenden Schulden gefordert wird usw. usw... Auf der anderen Seite steht die Lösung, Finanzkapital schnell und in großem Maße zu zerstören, im Widerspruch zu seiner beherrschenden Rolle, jeden Aspekt des gesellschaftlichen Lebens durchdrungen zu haben, die das Finanzkapital unwiderruflich eingenommen hat.

9. Ein kurzer perspektivischer Ausblick

Die Finanzkrise von 2008-2009 hat das Ende des letzten „langen Zyklus” markiert, aber nach acht Jahren kann nicht behauptet werden, dass ein neuer Expansionszyklus in Gang gekommen ist: die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten der Produktion sind gegenüber dem vorhergehenden Zyklus gesunken. Auch die der Schwellenländer sinken (teilweise mit Ausnahme von Indien) und das Entwicklungsmodell, das auf der Verschuldung basiert, wird nicht nur scheitern, sondern auch durch die technologischen Entwicklungen obsolet werden, die eine Rückkehr der Produktion in die Metropolen verursachen.

Die Überproduktionskrise erfasst jetzt China vollständig, der hauptsächliche Urheber des relativen Andauerns der Wachstumsraten der weltweiten Produktion im vorhergehenden Zyklus. Die Unterschiede zwischen den Wachstumsraten in den alten Imperialismen waren überwiegend in der größeren oder geringeren unternehmerischen Freiheit auf der fiskalischen Ebene (öffentliche Ausgaben) begründet: die USA wuchsen ein wenig mehr, Deutschland hielt sein Wachstum. Sogar das moderate chinesische Wachstum stützte sich großteils auf die öffentlichen Ausgaben.

Überall befinden sich die Bankensysteme mit der Entsorgung der Masse an Vermögenswerten, die in der spekulativen Phase erzeugt wurden, in Schwierigkeiten und werden durch Insolvenzen und Leiden belastet. Der historische Weg der Bankenkrisen, den wir gezeichnet haben, läuft in der aktuellen Krise zusammen, die letzte einer langen Reihe, die das Herz des Imperialismus getroffen hat und die die am längsten andauernde und tiefgreifendste der Nachkriegszeit ist.

Der Kredit als Hebel der Überproduktion scheint deshalb seine Zeit beendet zu haben. Er wird jedoch durch die Interventionen der Zentralbanken direkt ersetzt (mit erleichterten Darlehen) und indirekt (durch die Expansion der Geldbasis mit dem Erwerb von Titeln, die in den Bankbilanzen enthalten sind). Die Leitzinsen rotieren um Null, aber begünstigen ohnegleichen die Spekulation und den Finanzkreislauf und kurbeln nicht die Produktion an; sie stellen stattdessen eine Bedingung für die Schwierigkeiten der Banken selber dar und zwingen auch diese, minimale Zinssätze für Darlehen zu gewähren.

Die aktuelle Bankenkrise begründet sich aus dem Punkt, der heute durch das chaotische Prozedere des weltweiten Kapitalismus erreicht worden ist, sie wird sich nicht lösen lassen, bis wieder ein neuer Akkumulationszyklus mit ausreichend tragfähigen Wachstumsraten beginnt.

Der Neustart hängt nicht von den richtigen Zinsen ab (von den Kosten der Kapitalinvestition), sondern von der Profitabilität der Investition. Die Profitabilität der Investition hängt von der durchschnittlichen Profitrate ab. Die durchschnittliche Profitrate hängt vom Grad ab, der durch die Produktivität der Arbeit erreicht worden ist und diese ist indirekt proportional zur Profitrate. Wenn die Unternehmen nicht investieren oder wenig investieren, dann ist der einzige plausible Grund dafür, dass die erwarteten Profite keine Erhöhung der Investitionen rechtfertigen; wenn die Produktivität nicht wächst, dann weil die Reduzierung der Wertkomponente (Arbeit), die in einer Wareneinheit enthalten ist, aus einer weiteren Erhöhung der Produktivität herrührt – aus einer größeren organischen Zusammensetzung – die die Kosten der Investitionen in Innovationen nicht aufwiegt und schließlich nicht derart ist, um einen Produktionspreis festzulegen, der unterhalb des Durchschnitts ist, und es somit ermöglicht, das Produkt über seinen Wert zu verkaufen.

Auf ökonomischer Ebene können die Lösungen, die das Kapital aufstellt, auf diese reduziert werden: Erhöhung der Produktivität durch „Reformen der Angebotsseite” und Einführung von neuen Technologien.

- Im ersten Fall findet die Erhöhung der Produktivität der Lohnarbeiter_innen durch eine Intensivierung der Ausbeutung und eine Erhöhung des absoluten Mehrwerts statt (Erhöhung der Arbeitsrhythmen und der Kontrollen, Verlängerung des Arbeitstages, Schichten, Überstunden, Reduzierung des Preises der Arbeitskraft unter ihrem Wert): es ist die Lösung des deutschen (Hartz-Gesetzgebung) und italienischen (Job´s Act) Modells und ist ein fester Bestandteil des amerikanischen Arbeitsmarktes.

- Im zweiten Fall ergibt sich die Erhöhung der Produktivität aus der Reduzierung der Kosten durch die informationstechnische Kontrolle von allen Funktionen in der Produktion (Maschinen, Instandhaltung, Logistik) und die sich daraus ergebende Verringerung von Ressourcenverschwendung (Industrie 4.0); und durch die Produktion mittels 3D-Druckern, um das Produkt individuell anzupassen und den Ausschuss zu vermindern. Sowohl in Deutschland als auch in Italien ist der Staat damit beschäftigt, solche Arten von Innovation mit gewaltigen Haushaltsmitteln zu unterstützen.

Beide Arten lösen nicht das Problem der Nachhaltigkeit dieser Produktionsweise: vom sozialen Standpunkt aus gesehen bestätigt sich, dass das Kapital nichts als Prekarität anbieten kann, Unterbeschäftigung und Elend; soweit es die Möglichkeiten hat, mit neuen Produktionsmethoden Profit zu generieren, beschränkt es sich darauf, wegen der Kostenreduzierung den Fassboden auszukratzen.

Nichts, das neue Produktionen erahnen lassen würde, die in der Lage wären, eine neue Phase von Konsum und Investitionen auf großer Skala anzukurbeln. Unter diesen Bedingungen ist es unwahrscheinlich, dass sich das Kapital noch lange durch die Krise schleppen kann, mit all den Desastern, die sie produziert. An diesem Punkt stellt sich die historische Wahl wieder: entweder Krieg oder Revolution.

Weil, dies ist sicher, das Kapital nicht eines natürlichen Todes stirbt, muss es zerschlagen werden. Und daran arbeiten wir.

Übersetzt aus: il programma comunista, Mai/Juni 2017

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