Was soll man über einen 8. März sagen, der verkürzt ist auf Mimosen und süsse Frauen – „mit den Freundinnen beim Essen“, Fernsehspots über „Respekt“, Debatten über die „rosa Komponente“ der bürgerlichen Führung, ein rein symbolischer „Tag der Frau“, bestimmt von den funktionalen Ideen des Kapitals und seinen gesellschaftlichen Marktverhältnissen?
Was soll man über einen 1. Mai sagen, der verkürzt ist auf wehmütige Trauerzüge, ertränkt in einer volks-nationalen Rhetorik, ritualisiertes Feiern, gewerkschaftlich-festmäßig, beraubt von jeglicher revolutionärer Bedeutung, mit lästigen Verkäufern von politischen Symbolen ohne irgendeiner politischen Diskussion und einer Schar von Pensionierten und kleinen Familien, die wie eine Kamelherde mit Reisebussen für die Show von einem Tag anreisen?
Sie haben uns auch diese beiden Tage geraubt: Diese sind nicht als „Feste“ entstanden, sondern als Momente des Kampfes, der Erinnerung der Klasse, der kollektiven Identität der Proletarierinnen und Proletarier. Die Einrichtung eines bestimmten Tages, der gesetzt wurde aufgrund von unglaublichen Ausbeutungsbedingungen, denen die proletarischen Frauen unterworfen wurden (zugleich an Männer und Kinder, weil das Kapital nicht aufs Gesicht, nicht aufs Geschlecht, noch aufs Alter schaut) war eine geschichtliche Notwendigkeit, besiegelt mit Kämpfen und Massakern.
Ebenso die Eroberung eines Tages, der an den unlösbaren Antagonismus zwischen denen, die die eigene Arbeitskraft zum Überleben verkaufen müssen und jenen, die aus Arbeitskraft ihren Profit ziehen, erinnerte, bezog sich auf eine vollständige Klassengeschichte – ein Tag, der die Proletarier auf der ganzen Welt im Kampf für die Reduzierung des Arbeitstages verbindet, mit allen, die gekämpft hatten und kämpften (und in der Perspektive kämpfen würden) für den Fall eines Regimes, welches auf Ausbeutung basiert.
Sie haben uns auch diese beiden Tage geraubt: Wir müssen sie uns wieder aneignen im Bewusstsein, dass die materielle Voraussetzung für den in allen Bereichen ausgebeuteten Körper nur im Klassenkampf gegen das Kapital beseitigt werden kann. Gegen ein System der globalen Zerstörung, vor dem der weibliche Körper nicht flieht, gemeinsam mit den infantilen männlichen Körpern – Körper zum Verkaufen und Konsumieren in der Zeit des Friedens und Körper zum Abschlachten in der Zeit des Krieges.
Und der tägliche Kampf gegen den ungezügelten Ausbeutungsmechanismus, der Arbeitsrhythmus, die Krankheit und der Tod durch Gifte, Stress und Hoffnungslosigkeit, die sich ausbreitende Arbeitslosigkeit und die Militarisierung innerhalb der Gesellschaft, die legale und illegale Repression, der Rassismus und Sexismus, der immer dunklere Horizont, der einen weiteren weltweiten Konflikt ankündigt – dieser notwendigerweise tägliche Kampf muss sich miteinander verbinden zu einer internationalen Klassenperspektive.
Die Befreiung aus dem Joch des Kapitals ist der Weg, den die gesamte Klasse und nicht das Geschlecht zurücklegen muss, ist ein Programm des Kampfes und nicht ein klassenübergreifender Feiertag. Und die gesamte menschliche Art benötigt eine neue Gesellschaft, in welcher die sozialen Beziehungen gesund und solidarisch und in Harmonie mit der Natur sein werden und in der jeder und jede die eigenen Fähigkeiten einbringen und eigene Bedürfnisse befriedigen kann.
Internationale Kommunistische Partei