Aus Italien: Wenn an Deliveroo etwas faul ist, dann ist es das Kapital

Pubblicato: 2018-12-13 20:44:24

"Wir freuen uns zu verkünden, dass du ab heute eine neue Arbeitsweise mit Deliveroo wählen kannst – das Modell „Zahlung pro Lieferung“. [...] Die gesammelten Daten zeigen dass du, aufgrund des neues Bezahlmodells, bis zu 70% mehr während der Spitzenzeiten (die Abende am Wochenende) verdienen kannst, wegen des hohen Bestellvolumens. [...] Du bekommst 5€ brutto für jede durchgeführte Lieferung. [...] Wir sind uns sicher, dir mindestens 1,5 Aufträge pro Stunde anbieten zu können. In dem Fall, dass wir dir nicht diese Anzahl an Bestellungen anbieten können, werden wir dir trotzdem den betreffenden Betrag auszahlen. [...] Für den Monat März, wird der Anreiz wie folgt sein: Führe 20 Lieferungen zwischen dem 1. und dem 31. März durch und du verdienst 30€, führe 50 Lieferungen durch und du verdienst 50€".

Es handelt sich hier um einige Auszüge aus dem Brief, den der Essenslieferservice Deliveroo an all seine Mitarbeiter per E-Mail gesendet hat. Es lag seit langer Zeit in der Luft, aber es ist seit einigen Tagen Realität geworden: es ist der jüngste Versuch von Deliveroo, der seinen "Arbeitnehmern" vorschlägt, zum Akkordlohn überzugehen. Während der Lohn vorher aus einem stündlichen Anteil (der Hauptanteil) und aus einem kleinen Anreiz für jede Lieferung bestimmt wurde, sind die Riders jetzt "frei" zu entscheiden, entweder mit diesem Regime weiterzumachen, oder ab jetzt 5€ brutto für jede durchgeführte Lieferung bezahlt zu bekommen.

Es ist unnötig, den Abscheu zu betonen, den die falsche und heuchlerische Stimme, mit der der Vorschlag geschrieben und geschmückt war, in uns erregt hat; unnötig hervorzuheben, wie dieses Bezahlmodell insgesamt (wenn wir nicht nur die Abende am Wochenende in Betracht ziehen) unvorteilhaft ist: wenn ein Rider, der 1,5 Lieferungen pro Stunde durchführt, mit dem aktuellen Netto-Gehalt, wie von Deliveroo garantiert, 7,40€ verdient, würde er mit dem Akkordlohn nur 6€ verdienen.

Es ist daher notwendig, zwei Elemente zu betonen und an sie zu erinnern:

In Frankreich und in Belgien ist das neue Bezahlmodell schon in Kraft getreten; das Eintreten der Verpflichtung in Italien ist nur eine Zeitfrage, man kann nicht von dieser anfänglichen Wahlmöglichkeit getäuscht werden.

Diese Tendenz ist nicht nur auf den Hauslieferungs-Sektor beschränkt und ist kein Ergebnis einer innewohnenden Grausamkeit im Kopf der Vorgesetzten dieser Unternehmen; sie ist eine globale Tendenz, die ihre Wurzeln in der kapitalistischen Produktionsweise hat, denn der Kapitalismus – in seinem imperialistischen Stadium und während der zyklischen und systemischen Krisen – sieht das Zusammenschrumpfen der Profite und kann nur seine effektivste Waffe anwenden: die Intensivierung der Ausbeutung, durch ein allgemeines Zusammenpressen der Arbeitslöhne.

Was ist also zu tun? Die Arbeiter haben – historisch – nur eine Waffe, um sich zu verteidigen: der Streik. Der unbegrenzter Streik, ohne zeitliche Grenzen und auf alle Unternehmen in der Branche ausgeweitet; darauf gerichtet, den Akkordlohn abzuschaffen, darauf gerichtet eine Lohnerhöhung zu erzielen und mehr Garantien über Mindest-Arbeitsstunden, die Vertragsdauer und Versicherungsformen.

Es notwendig, auf die Ausbeutung mit Streik zu antworten; also mit der Organisierung und mit dem offenen Kampf, gleichgültig davon, ob er mit betrieblichen oder nationalen Interessen kompatibel ist. Für die Arbeiter kann es keinen anderen Weg geben.

 

Internationale Kommunistische Partei